EXPERIMENTAL STUDIO BRATISLAVA in 1970

Bulletin Experimental Studio Bratislava 1970
Bulletin Experimental Studio Bratislava 1970
Bulletin Experimental Studio Bratislava 1970
Bulletin Experimental Studio Bratislava 1970

Vor mehr als zwanzig Jahren entstand eine neue Klangform der Musik: die elektronische Musik. Seither ist sie zum integrierten, nichtwegzudenkenden Teil der neuen Musik geworden.

Ungewöhnlich schnell war ihre Entwicklung von den ersten Versuchen mit einfachen Klängen bis zu den heutigen sehr komplexen, in jeder Hinsischt reichen und vielschichtigen Musikwerken. Man vermag ihre starke Ausstrahlung auf die instrumentale Musik der letzten zwei Jahrzehnte nicht zu leugnen und ebenso ist auch der Einfluss der zeitgenössischen instrumentalen Musik auf die Entwicklung der elektronischen Musik evident.

Die Grenzen zwischen dem, was man früher mit den Begriffen „elektronisch” und „konkret” bezeichnete, sind schon seit langem verwischt; heute verwischen sich — in den verschiedentlichsten Kombinationen der Instrumentalklänge mit elektronischen Einrichtungen — auch die Grenzen zv/ischen der instrumentalen und elektronischen Musik. Das Bestreben nach Vielseitigkeit und
Integration ist eines der wichtigsten Momente der zeitgenössischen Musikentwicklung.

1965 wurde – mit vieljähriger Verspätung – das Experimentalstudio des Tschechoslowakischen Rundfunks in Bratislava gegründet, das zur Realisierung elektronischer Musik dient. In der kurzen Zeit seiner Existenz wurde das Studio soweit technisch ausgestattet, dass es auch gesteigerten Ansprüchen der Komponisten etntspricht. Natürlich wird das Studio dauernd vervollkommnet, es befindet sich in permanentem Aufbau.

Denn: nicht die gegenwärtigen Möglichkeiten der technischen Apparaturen sollen den Horizont des Komponisten bestimmen, sondern allein die Phantasie und das Bestreben des Komponisten nach Erschliessung des Klang-Universums soll der ausschlaggebende Faktor für die technische Entwicklung des Studios sein.

Peter Kolman
Leiter des Experimentalstudios (September 1970)

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TECHNISCHE EINRICHTUNGEN
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A. Klangsynthesator:

A. Klangsynthesator:
1 Subharchord (RFZ, Berlin)
Enthält: Sägezahn- und Rechteckgenerator; Frequenzwahl durch Klaviatur (temperierte Halbtöne) oder durch Knopf (kontinuierlich)
4 subharmonische Frequenzteiler, jeder wahlweise für V2 bis V29 der ursprünglichen Frequenz
Tiefpass- und Hochpassfilter
12 Formantfilter
Engpassfilter mit 14 Frequenzbändern nach Mel-Skala, die entweder durch Drucktasten oder mittels einer Klaviatur geschaltet werden (so dass man Farbspektren „spielen” kann)
Frequenz-Vibrato mit regelbarer Frequenz und Hub
Chor-Modulator
Ringmodulator
Abklingeinrichtung
Rhythmisator mit wählbarer Frequenz 0,5—32 Hz oder Rhythmisie-rung durch die Klaviatur
Regelung der Dynamik durch Knopf oder durch Tastendruck an der Klaviatur
Ringmodulator, Rhythmisator, Abklingeinrichtung und Engpassfilter sind auch unabhängig, für äussere Klangquellen verwendbar
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B. Klangquellen:

1 RC-Sinusgenerator (Tesla BM 344)
1 Schwebungssummer mit Wobbeleinrichtung (Brüel & Kjaer 1014) 1 Schwebungssummer (RFT 205)
1 Schwebungssummer (Fernmeldemessgerätebau Berlin 120—121)
1 Vierton-(Sinus-)Generator (eiegne Herstellung)
1 Sinusgenerator mit AM-Vibrato (VÚRT EG 1). Frequenzsteuerung durch Knopf oder mittels fotoelektrischen Widerstandes
1 Sägezahngenerator (Teil des Subharchords)
1 Rechteckgenerator (Orion 1142)
1 Rechteckgenerator (Teil des Subharchords)
1 Impulsgenerator (eigene Herstellung)
1 Funktionsgenerator mit Wobbeleinrichtung (Philips PM 5162); Sinus-, Rechteck- und Dreieckschwingungen; durch variabile Steurespannung regelbar. Bestellt
1 Impulsgeber (Tonographie Apparatenbau H 83 b). Bestellt
1 Tieftongenerator für Sinus-, Sägezahn- und Rechteckschwingungen 0,01—70 Hz (Krížik G 751)
1 Rauschgenerator

Experimental Studio Bratislava 1970 Subharchord
Experimental Studio Bratislava 1970 Subharchord

C. Einrichtungen zur Bearbeitung von Klängen:

1 Binärer Frequenzteiler (eigene Herstellung). Teilt Rechteckschwingungen neunmal jeweils im Verhältnis 2:1. 9 Ausgänge vorhanden, die drei tiefsten auch als Rhythmisierungsquelle verwendbar, wobei Rhythmisierungs-Frequenz im Verhältnis 1:400 kontinuerlich veränderbar ist
1 Suhbarmonischer Frequenzteiler (Teil des Subharchords)
6 Ringmodulatoren (eigene Herstellung)
1 Ringmodulator (Teil des Subharchords)
2 Amplitudenmodulatoren (eigene Herstellung)
1 Nichtlinearer Verzerrer (eigene Herstellung)
1 Universal-Entzerrer (Klein 4* Hummel UE-100)
2 Tiefen-Korrektoren (VÚRT UH 1). Max. Verstärkung, bzw. Dämpfung 4 25 dB bei 30 Hz
2 Höhen-Korrektoren (VÚRT UV 1). Max. Verstärkung, bzw. Dämpfung 4 25 dB bei 15 kHz
8 Korrektoren (im Regie-Tisch) für Tiefen (max. 4 15 dB bei 60 Hz) und Höhen (max. 4 15 dB bei 10 kHz)
1 Tiefpass- und Hochpassfilter (VÚRT ORF 3). Dämpfung: 40 dB/Okt.
4 Tiefpass- und Hochpassfilter (VÚRT CF 3). Dämpfung je 12 dB/Okt.; Bandbreite quasi-kontinuierlich regelbar
1 Tiefpass- und Hochpassfilter (eigene Herstellung). Dämpfung: 6 dB/Okt. oder 12 dB/Okt. Bandbreite kontinuierlich regelbar
1 Terzfilter (RFT TZF 1-3)
1 Vierteloktav-Filter (Teil des Spektrometers FSp-10)
4 Tiefpass- und Hochpassfilter (im Regie-Tisch)
1 Otkavfilter mit Reglern (Peekel). Bestellt
1 Engpassfilter mit 3 konstanten Bandpässen (eigene Herstellung)
1 Engpassfilter mit 14 Frequenzbändern nach Mel Skala (Teil des Subhor-chords)
1 Formantfilter (Teil des Subharchords)
8 Präsenzfilter (im Regie-Tisch). Verstärkung je 0 8 dB bei 700. 1000, 1400, 2000, 2800, 4000 Hz
1 2-Kanal-Selektivfilter (eigene Herstellung). Mittelfrequenz des verstärkten Bandes kontinuierlich einstellbar, Bandbreite: V3 Okt.— 1 Okt.
1 Selektiver Verstärker (eigene Herstellung). Mittelfrequenz des verstärkten Bandes konstant (1 kHz), Bandbreite regelbar, im günstigsten Fall wird aus einem weissen Rauschen ein Ton gewonnen. Dient hauptsächlich in Verbindung mit dem AM-Demodulator und Fader zur Steuerung unregelmässiger Rhythmen, bzw. dynamischer Veränderungen
1 Regulator für variabel einstellbare Einschwing- und Ausschwingzeit (eigene Hertsellung)
1 AM-Demodulator (eigene Herstellung). Dient der Abtastung von Hüllkurven und in Verbindung mit einem Fader oder AM-Modulator zur rhythmischen oder dynamischen Steuerung von Klängen
1 2-Kanal-Fader (eigene Herstellung). Verwendung:
a) Im Zusammenhang mit dem AM-Demodulator wird eine rhythmische oder dynamische Steuerung beliebiger Klänge durch andere Klänge ermöglicht
b) Bei einer Rhythmisierung von Klängen kann die Dauer der Ein- und Ausschwingzeit beliebig eingestellt werden, was vor allem zur Abrundung von harten Impulsen dient

Regie-Tisch und Subharchord

1 2-Kanal-Rhythmisator mit Fader (eigene Herstellung). Verwendung:
a) Beliebige Klänge werden mittels einer tiefen Frequenz (max. 50 Hz) rhythmisiert. Verhältnis Klang/Pause kontinuierlich regelbar ab 1:1 bis 4:1. bzw. 1:4. Möglichkeit einer Abrundung der Rhythmisierungs-Impulse durch Trägheit des Faders
b) Tremolo zweier verschiedener Klänge. Phase beider Klänge zueinander regelbar. Da 2 Kanäle mit jeweils einem Fader vorhanden, können die 2 Rhythmisierungs-Impulse unabhängig von einander abgerundet werden
c) In Verbindung mit 2 Tiefton-Generatoren können 2 Klänge unabhängig durcii 2 verschiedene Frequenzen rhythmisiert werden
d) Die eingebauten Fader können auch selbständig verwendet werden; Funktion ähnlich wie bei dem vorher beschriebenen Gerät
1 Rhythmisator (Teil des Subharchords)
1 Nachhallplatte (EMT)

Experimental Studio Bratislava 1970 Regie-Tisch
Experimental Studio Bratislava 1970 Regie-Tisch

D. Magnetophone:

2 Magnetophone, doppelspurig, 19 und 38 cm/s (Studer C-37)
1 Magnetophon, 38 cm/s (Sander-Jansen 100)
1 Magnetophon, 9,5, 19 und 38 cm/s (Sander-Jansen 103)
1 Magnetophon, vierspurig, 19 und 38 cm/s (Studer J-37)
1 Magnetophon, achtspurig, 19 und 38 cm/s (Studer A-80). Bestellt
1 Trick-Magnetophon mit 4 Wiedergabeköpfen und kontinuierlich regelbarer Bandeschwindigkeit 19 cm/s—76 cm/s (Sander-Jansen und eigene Herstellung)
1 Trick-Magnetophon für Bandschleifen mit kontinuierlich reeglbarer Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/s—38 cm/s (EMT OS-66). Bestellt

Experimental Studio Bratislava 1970 Magnetophone
Experimental Studio Bratislava 1970 Magnetophone

E. Aufnahme-, Regie- und Wiedergabegeräte:

2 Mikrophone
1 Regie-Tisch (Tesla ESR/S 186) mit 18 Ein- und 6 Ausgängen
1 Schalttafel mit 265 Ein- und Ausgängen der Geräte und des Regie-Tisches (eigene Herstellung)
4 Lautsprecher-Schränke (Tesla)

Experimental Studio Bratislava 1970 Regie-Tisch, Subharchord
Experimental Studio Bratislava 1970 Regie-Tisch, Subharchord

F. Kontroll- und Messgeräte:

1 Universales Messgerät (Metra DU 20)
1 Frequenzzähler (Tesla BM 445 E)
1 Frequenzspektrometer (VEB Funkwerk Köpenick FSp-10) Magnctophone
1 Oszillograph (Tesla)
1 Voltmeter (Tesla BM 310)

Weitere Einrichtungen des Rundfunks stehen zur Verfügung, bzw. können in das Experimentalstudio geschaltet werden, so etwa: Ein-, Zwei- und Vierspur-Magnetophone, weitere Nachhallplatten und Hallraum, weitere Sinusgeneratoren, transportable Tonbandgeräte, Mischpulte
1 Schalttafel mit 265 Ein- und Ausgängen der Geräte und des Regie-Tisches (eigene Herstellung)
4 Lautsprecher-Schränke (Tesla)

(September 1970)